Viele ältere Hündinnen leiden unter Harninkontinenz. Rechtzeitig erkannt, bekommt man das Problem meist gut in den Griff.
Es passiert häufig plötzlich und unkontrolliert beim Laufen, beim Liegen oder im Schlaf: Erst sind es meist nur einzelne Tröpfchen an Harn, die der Hund verliert, und die zu Beginn vielleicht gar nicht auffallen. Je nach Ausprägungsgrad können es aber ebenso größere Lacken am Fußboden oder im Hundebett werden. Am häufigsten tritt nächtliches Harnträufeln auf. Seltener betrifft die Inkontinenz den Kotabsatz.
DIE URSACHEN EINER INKONTINENZ
Kann der Hund nicht mehr selbst kontrollieren, wann sich seine Blase entleert, hat das zumeist einen medizinischen Grund: Die Schließfunktion der Harnblase ist geschwächt. Das kann nach der Kastration bei weiblichen Tieren passieren, aber ebenfalls bei älteren Hündinnen, wenn diese in höherem Alter zu wenige bis keine weiblichen Sexualhormone – konkret Östrogene – mehr produzieren. Weiters spielt es eine Rolle, dass der Harnleiter bei Hündinnen kürzer und gerader als bei Rüden ist. Deshalb sind Hündinnen wesentlich anfälliger. Bei größeren Rassen wie z. B. Dobermann, Rottweiler oder Riesenschnauzer tritt die Harninkontinenz öfters auf als bei kleinen Rassen. Kommt Übergewicht dazu, begünstigt das die Erkrankung obendrein. Seltenere Ursachen für Harninkontinenz sind Krebsgeschwülste in der Blase oder in den Harnwegen, Polypen oder Harnsteine. Bei unkastrierten Rüden kann es in fortgeschrittenem Alter gleichfalls häufiger zu Problemen beim Harnabsatz kommen, wenn die Prostata vergrößert ist. Unbedingt zum Tierarzt sollte man, wenn der Vierbeiner vermehrt „pinkelt“ und/oder auffallend viel trinkt.
AUF DIE RICHTIGE DIAGNOSE KOMMT ES AN
Wird ein TIERplus Tierarzt aufgesucht, steht am Anfang stets eine genaue Untersuchung. Mittels Harnstreifen-Test und Harnprobe kann festgestellt werden, ob es sich um eine Infektion der Harnwege handelt. Für die weitere Abklärung bietet sich eine Ultraschalluntersuchung an: Dabei kann man erkennen, ob die Schleimhaut der Harnblase verändert ist oder sogar Harnsteine oder ein Tumor das Problem verursachen. Röntgenaufnahmen geben zusätzlich Klarheit über einen etwaigen Verschluss der Harnröhre durch Harnsteine. Diese Untersuchungen sind in jeder TIERplus Tierklinik während der Konsultation möglich. Diese sicheren Diagnoseverfahren liefern innerhalb von kurzer Zeit – meist noch am selben Tag – einen Befund. Darauf basierend werden die weiteren Behandlungsmaßnahmen auf die Erkrankung abgestimmt, und die resultierende Vorgangsweise wird genau mit dem Tierhalter besprochen.
GUTE BEHANDLUNGSMÖGLICHKEITEN
Für eine echte Inkontinenz gibt es bewährte Therapieoptionen. Mit speziellen Medikamenten kann es gelingen. die Schließmuskelfähigkeit des Blasenmuskels zu erhöhen. Tabletten oder ein Sirup zur täglichen Verabreichung schaffen bei 80 % der Patienten eine Abhilfe des Problems. Werden Entzündungen oder Harnsteine festgestellt, gibt es ebenfalls passende Lösungen. Für hartnäckige Fälle gibt es eigene Höschen mit Slipeinlagen, die normalerweise für die Zeit der Läufigkeit der Hündin konzipiert sind. Wichtig ist: Die Inkontinenz sollte unbedingt tierärztlich abgeklärt werden. Denn ernsthafte Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Bandscheibenvorfälle, Wirbelsäulenarthrosen oder Tumore können der Grund für die Blasenschwäche sein. Prinzipiell können alle Tierarten Inkontinenz zeigen. Vergessen Sie bitte nicht: Ihr Hund leidet selbst sehr unter der Unfähigkeit, Harn zurückzuhalten! Schimpfen ist keine hilfreiche Reaktion und kann das Problem sogar verschlimmern.
FÜR DEN VERANTWORTUNGSVOLLEN HUNDEHALTER
Hunde sind stubenreine Tiere und schämen sich, wenn ihnen ein Malheur passiert. Auch sind sie es gewöhnt, mehrmals am Tag Harn abzusetzen. Besonders problematisch ist das für Hunde, die von ihrem Halter während des Tages viel allein gelassen werden und in der Wohnung auf seine Rückkehr warten. Diese Tiere haben oft eine überdehnte Blase. Früher oder später kann dies zu Schäden der Harnblasenmuskulatur führen.
ANATOMIE DER HARNBLASE BEI DER HÜNDIN
Die Blase besteht aus dem Blasenhals und dem Blasenkörper. In den Blasenhals münden die Harnleiter, die den Harn aus der Niere in die Blase weiterleiten. Die Harnröhre verlässt den Blasenhals und mündet in der Vagina nach außen. Hündinnen besitzen keinen richtigen Blasenschließmuskel. Stattdessen erfolgt der Verschluss der Harnblase durch die Muskelspannung (Muskeltonus) der Harnröhre – mit vielen möglichen Einflussfaktoren.
Mein TIERplus Tierarzt weiß:
„Das tröpfchenweise Absetzen des Urins kann ein Anzeichen für eine ernstzunehmende Erkrankung bis hin zum lebensbedrohlichen Harnröhrenverschluss sein. Deshalb führen wir in diesem Fall zumeist mehrere Untersuchungen durch, um eine genaue Diagnose zu erhalten.“
AUF EINEN BLICK
Wie kann man eine echte Inkontinenz von einer Entzündung bzw. einer Infektion unterscheiden? Merkmal für eine „echte“ Inkontinenz: unfreiwilliges Harnverlieren Anzeichen für eine Infektion / Entzündung: häufiges, bewusstes Harnabsetzen bzw. oftmaliger Harndrang. +