Regelmäßige tierärztliche Kontrollen und bewusste Maulhygiene helfen dabei, das Gebiss möglichst lange gesund zu erhalten.
Die 26 Milchzähne von Katzenwelpen brechen im Alter von drei bis sechs Wochen durch: Sie sind kleiner und spitzer als die bleibenden Nachfolger. Besonders in der Zeit des Zahnwechsels vom dritten bis zum sechsten Lebensmonat ist meist nichts vor den scharfen Beißerchen sicher. Erwachsene Katzen haben 30 Zähne, die perfekt zum Ergreifen, Festhalten, Töten und Verzehren von Beutetieren ausgebildet sind. Besonders dominant sind die Eckzähne: Die sogenannten Fangzähne – insgesamt vier im Ober- und Unterkiefer – sind sehr lang und spitz.
KONTROLLE SOLLTE IM 1. LEBENSJAHR BEGINNEN
Schon jungen Jahren ist eine regelmäßige Kontrolle des Gebisses ein wichtiges Thema – die Zahnpflege erfolgt im Idealfall vom Welpenalter an. Probleme mit Zähnen oder Zahnfleisch sind bei Katzen relativ häufig. Nach jeder Mahlzeit bleiben Nahrungsbestandteile zwischen und an den Zähnen haften. Diese Rückstände sind ein gefundenes Fressen für Bakterien. Neben Maulgeruch entstehen so Säuren und Zahnbeläge. Die Säuren greifen in erster Linie das Zahnfleisch an.
Das empfindliche Zahnfleisch reagiert mit einer Entzündung. Es schwillt an und bekommt eine raue Oberfläche. Manche Rassen – wie die Maine Coon oder die Norwegische Waldkatze – sind besonders anfällig für frühe Formen von Parodontitis, der Zahnbettentzündung. Das liegt an einem noch nicht ausgereiften Immunsystem dieser großen Katzenrassen, die eine lange Wachstumsphase haben – es kommt zu „unpassenden Reaktionen“. Das gerötete Zahnfleisch wuchert dann über die Zähne und blutet bei Berührung. In diesen Fällen muss der Tierarzt ehestmöglich eingreifen, um Folgeschäden zu verhindern.
ZAHNBETTENTZÜNDUNG IST EIN GESUNDHEITLICHES RISIKO
Die Parodontitis (bakteriell bedingte Zahnbettentzündung) der ausgewachsenen Katze stellt sich meist schleichend ein. Die Entzündung schwächt den Zahnhalteapparat, das Zahnfleisch geht zurück: Der Zahn lockert sich und verliert damit seine optimale Funktion. Im Extremfall kommt es zum Zahnverlust. Durch mehrere Wurzeln fest verankerte Backenzähne fallen meist nicht aus, selbst wenn sie schon massiv geschädigt sind. Sie stellen einen gefährlichen Entzündungsherd dar, der eine große Belastung für den gesamten Körper bedeutet. Denn nicht nur, dass Schmerzen entstehen, die Entzündung kann sich über die Blutbahn auf Herzklappen, Nieren, Leber, Lunge und die Gelenke ausbreiten.
PROFESSIONELLE ZAHNREINIGUNG BEIM TIERARZT
Haben sich erst einmal Zahnstein und Zahnfleischtaschen gebildet, kann nur noch der Tierarzt mit einer professionellen Zahnreinigung und Zahnsanierung helfen. Katzen mit Entzündungen im Maul haben zumeist Schmerzen. Das kann so weit gehen, dass sie stark speicheln und nicht mehr fressen. Am Anfang wird der Tierarzt eine genaue Bestandsaufnahme machen, welche Zähne betroffen sind und ob vielleicht stark beschädigte Zähne gezogen werden müssen. Der Eingriff wird unter Narkose durchgeführt. Um tieferliegende Zahnprobleme zu erkennen, können vorab Röntgenaufnahmen notwendig sein. Mit Hilfe eines Ultraschallgeräts wird der Zahnstein sorgfältig entfernt, massiv geschädigte Zähne werden entfernt. Im Anschluss werden die gereinigten Zähne poliert, damit sich nicht so schnell neuer Zahnbelag bilden kann. Je nach Ausmaß der Entzündung erhält die Katze zur Nachbehandlung Antibiotika und Schmerz- bzw. Entzündungshemmer.
ZÄHNEPUTZEN ALS VORSORGEMASSNAHME
Sorgfältiges Zähneputzen könnte im Anschluss an die Behandlung verhindern, dass das Probleme wieder von vorne beginnt. Die meisten Katzenhalter sind guten Willens und würden ihrem Stubentiger gerne täglich die Zähne säubern. Doch leider lassen sich viele – insbesondere ältere – Katzen so gar nicht zum regelmäßigen Zähneputzen überreden. Am leichtesten gewöhnt man junge Katzen spielerisch an die Prozedur. Belohnen Sie Ihre Katze mit einer Streicheleinheit, einem Spiel oder einer kleinen Futterportion für einen geduldig überstandenen Zahnputzversuch.
KATZEN-KARIES: FORL
Bei Katzen kennt man eine besondere Form der Karies, die sogenannten FORL (Feline odontoklastische resorptive Läsionen). Dabei handelt es sich um eine relativ häufige und schmerzhafte Erkrankung. Man schätzt, dass bereits jede zweite Katze im Alter von fünf Jahren von FORL betroffen ist. Die Ursache ist unbekannt. Bei FORL lösen körpereigene Zellen im Wurzelbereich die Zahnsubstanz auf und fressen sich immer weiter in den Zahn hinein. Weist ein Zahn FORL auf, so ist es sehr wahrscheinlich, dass weitere Zähne angegriffen sind. Die Schmerzen entstehen durch ein Fortschreiten bis in die Zahnpulpa („Zahnnerv“). In der Anfangsphase lässt sich FORL nur durch Zahn-Röntgenaufnahmen nachweisen, später sieht man Zahnausbrüche in der Zahnkrone. Die einzige Behandlungsoption ist die Entfernung aller betroffenen Zähne, da die Beseitigung der Schmerzen im Vordergrund steht.
Mein TIERplus Tierarzt weiß:
„Zahnstein und Zahnfleischentzündungen bei Katzen sind ein sehr häufiges Problem, das weitere gesundheitliche Probleme mit sich bringen kann. Versuchen Sie bitte nicht, den Zahnstein bei Ihrer Katze selbst mit scharfen Gegenständen zu entfernen. Dadurch richtet man meist mehr Schaden als Nutzen an, und das Risiko ist hoch, dass Sie Ihre Katze durch Abwehrverhalten verletzt. In Ihrer TIERplus Ordination entfernen wir den Zahnstein schonend unter Narkose mit Ultraschall und können dabei weitere Problematiken in der Maulhöhle erkennen und entsprechend behandeln.“
KANN ERNÄHRUNG DIE ZAHNGESUNDHEIT UNTERSTÜTZEN?
Freigänger, die öfters Mäuse verspeisen, leiden seltener an Zahnstein als Wohnungskatzen. Strukturierte Nahrung wie Trockenfutter oder ein größerer Brocken Fleisch führt dazu, dass weniger Nahrungsreste in den Zahnzwischenräumen haften bleiben. Trockennahrung kann zudem den mechanischen Abrieb auf den Zähnen unterstützen, gewisse Kroketten fördern durch ihre Größe und Textur ein ausreichendes Zerbeißen der Nahrung. Das Kauen kurbelt die Speichelbildung an und sorgt für ein „Spülen“ der Zähne. Der Zusatz von Natriumtriphosphaten in speziellen Futtermittel-Sorten mit „Zahnreinigungseffekt“ bindet das im Rachenraum enthaltene Kalzium und reduziert so ebenfalls die Zahnsteinbildung. +