Wie heißt es oft in der Medizin: es gibt nichts, was es nicht gibt!
Und von so einem Fall wollen wir hier berichten: der Fall handelt von „Elli“, unserem ersten Intensivpatienten an unserem neuen Standort TIERplus Wien-Kagran.
„Elli“ ist eine junge Elo Hündin und kam am 2. Jänner 2018 erstmals zu TIERplus. Warum das Datum 2. Jänner hier interessant ist? – Dazu später!
Laut ihren Besitzern war sie wesensverändert und abgeschlagen. Die klinische Untersuchung ergab neben einem deutlich reduzierten Allgemeinverhalten eine erhöhte Körpertemperatur (Fieber).
Tags darauf ging es „Elli“ noch schlechter, und es trat auch eine Hämoglobinurie auf. Von Hämoglobinurie spricht man, wenn vermehrt Blutfarbstoff (Hämoglobin) im Harn auftritt. Die Laboruntersuchung im eigenen Labor ergab eine hämolytische Anämie, also Blutarmut.
Dafür können nun unterschiedliche Ursachen verantwortlich sein, wie Vergiftungen (Intoxikationen), immunvermittelte Erkrankungen (Autoimmunerkrankungen), aber auch Infektionskrankheiten, wie Ehrlichiose, Babesioe, Anaplasmose, etc.
Und jetzt erinnern wir uns an das Datum 2. Jänner, also eigentlich tiefster Winter. Alle drei genannten Infektionskrankheiten werden von Zecken übertragen! – Kann das dann wirklich sein?
Und tatsächlich: Sowohl im Blutaustrich, den wir gleich im eigenen Labor anfertigten, als auch im Ergebnis vom Fremdlabor wurde eine Infektion mit Babesien bestätigt.
Dank der raschen Diagnose konnte sofort eine geeignete Intensivtherapie eingeleitet werden. „Elli“ erholte sich rasch, ist wieder wohl auf und hat keine bleibenden Folgen zu befürchten.
Auch wenn es den Besitzern von „Elli“ gar nicht aufgefallen ist, so ist die Hündin mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mitten im Winter von einem Zeck gebissen worden. Die Inkubationszeit der akuten Babesiose beträgt i.d.R. 5-7 Tage, bis max. 3 Wochen sind beschrieben, und während dieser Zeit muss es passiert sein.
Was lernen wir daraus?
Vorsorge ist und bleibt die beste Medizin, und dazu gehört selbst in milden Wintern ein präventiver Zeckenschutz!
Mein TIERplus Tierarzt erklärt:
Die Babesiose des Hundes (Syn. „Hundemalaria“, Piroplasmose) ist eine durch Einzeller der Gattung Babesia hervorgerufene Infektionskrankheit bei Hunden, die eine Zerstörung der roten Blutkörperchen und damit eine mehr oder weniger ausgeprägte Blutarmut (Anämie) hervorruft. Die Erkrankung verläuft in Mitteleuropa meistens akut mit hohem Fieber und kann ohne Behandlung binnen weniger Tage tödlich enden.
Die Übertragung erfolgt durch Zecken. Während die Babesiose bis in die 1970er Jahre vor allem eine „Reisekrankheit“ war und im Mittelmeerraum und südlicheren Ländern vorkam, kommt sie durch die Ausdehnung des Verbreitungsgebiets der Auwaldzecke mittlerweile natürlich in weiten Teilen Europas vor.
Die primäre Übertragung erfolgt durch einen Zeckenbiss. Neben der Übertragung durch Zecken ist eine Infektion von Hund zu Hund beispielsweise bei Beißereien möglich. Auch eine Übertragung von der Hündin auf ihre Nachkommen wird vermutet.
In Mitteleuropa tritt vor allem die akut verlaufende Form der Babesia-canis-canis-Infektion auf. Die Inkubationszeit beträgt 5 bis 7 Tage, selten kann sie bis zu drei Wochen nach dem Zeckenstich dauern. Krankheitszeichen (Symptome) sind ein gestörtes Allgemeinbefinden und Fieber, gefolgt von Fressunlust, Gewichtsverlust und Abgeschlagenheit. Ein bis zwei Tage später kommt es aufgrund des Zerfalls der roten Blutkörperchen zu Blutarmut, Blutharnen, Ausscheidung des Blutfarbstoffabbauprodukts Bilirubin über den Harn und gegebenenfalls auch Gelbsucht. Auch eine zentralnervöse Form mit epilepsieähnlichen Anfällen, Bewegungsstörungen und Lähmungen ist möglich. Die akute Form endet unbehandelt binnen weniger Tage mit dem Tod.
Vorbeugen ist die beste Medizin! Die wichtigste Vorbeugemaßnahme ist die Zeckenprophylaxe, wie das Absuchen des Tieres nach Zecken nach jedem Spaziergang und deren sofortige Entfernung. Ihr TIERplus Tierarzt empfiehlt die regelmäßige Anwendung von Zeckenschutzmitteln, da sie auch die Gefahr des Auftretens weiterer, durch Zecken auf Hunde übertragbarer Erkrankungen wie Borreliose, Anaplasmose, Ehrlichiose, Hepatozoonose oder FSME senken. Geeignete Zeckenschutzmittel erhalten Sie bei Ihrem TIERplus Tierarzt.
Schützen Sie Ihren Hund – Impfen hilft! Gegen Babesia c. canis und Babesia c. rossi existiert ein Impfstoff. Eine Impfung schützt zwar nicht vor einer Infektion, aber die Erkrankung wird deutlich abmildert.