Das Team rund um den Biologen Dr. Johannes Fritz versucht, den seltenen Waldrapp erneut in Mitteleuropa anzusiedeln. Dabei bewähren sich die Wissenschafter als Zieheltern und bringen den Vögeln mit ungewöhnlichen Mitteln das Fliegen bei.
Er sieht ziemlich schräg aus und erinnert an vergangene Zeiten: Der Waldrapp ist ein Zugvogel, der bis ins 17. Jahrhundert auch in Mitteleuropa heimisch war und durch Überjagung in freier Wildbahn ausgestorben ist. Heute zählt er zu den am stärksten bedrohten Vogelarten weltweit. Der Lichtblick: Im Rahmen eines EUProjekts mit Partnern aus Österreich, Italien und Deutschland wird versucht, den Waldrapp wieder heimisch zu machen.
Wissenschafter und Zieheltern
Um die Waldrappen in freier Wildbahn anzusiedeln, braucht es Idealisten wie den Biologen Dr. Johannes Fritz. Er arbeitet mit seinem Team seit 2002 in Salzburg daran. Unter anderem bringt er den komischen Vögeln „das Fliegen bei“. Mit Erfolg: „Seit 2011 fliegen die imposanten Zugvögel wieder über die Alpen in den Süden“, erzählt der Vogelexperte. Im Alter von ein paar Tagen werden die Küken aus der Brutkolonie des Kärntner Tierparks geholt und im Tiergarten Schönbrunn großgezogen. Nach etwa einem Monat wechseln sie an die zwei Standorte in Seekirchen am Wallersee, Land Salzburg, zu einem Zweier-Betreuerteam. „Rund 16 Jungvögel werden auf ihre Zieheltern geprägt – eine Bindung, die wichtig ist, um sie für später und die große Reise fit zu machen“, erzählt Dr. Fritz. Im Alter von ca. 50 Tagen nach dem Schlupf beginnt dann der zweite Abschnitt im Leben der Waldrappe.
Im Trainingscamp
In den Trainingscamps am Wallersee werden die Vögel in einer Voliere gehalten. Drei- bis viermal pro Woche findet das Flugtraining statt: „Ziel des Flugtrainings ist es, dass die Zugvögel hinter ihren menschlichen Zieheltern herfliegen – anstelle ihrer biologischen Eltern, denen sie normalerweise in freier Wildbahn folgen. Nur bei uns sitzen die Eltern in einem Ultraleichtflugzeug.“ Letztlich führen die Zieheltern ihre Jungen bis in die Toskana, quer über die Alpen und den Apennin. Dabei legen sie mehr als 1.000 Kilometer zurück. In vier bis fünf Flugetappen während eines Zeitraums von 10 bis 14 Tagen müssen sie es geschafft haben, stark abhängig von Wind und Wetter. Der Flug beginnt im August. Nach der Ankunft schließen sich die Jungvögel den wildlebenden Artgenossen an und verbringen gemeinsam mit ihnen den Winter. Dr. Fritz: „Dort finden sie zurück zu ihren ursprünglichen und natürlichen Lebensweisen. Das ist sehr wichtig, denn nur so gelingt es, den natürlichen Bestand wieder aufzubauen. Mit drei Jahren werden sie geschlechtsreif. Spätestens dann kehren sie selbständig in ihr Brutgebiet nördlich der Alpen zurück, suchen sich einen Partner und brüten.“
Hightech und Social Media
Seit 2012 werden alle Tiere mit einem GPS-Sender ausgestattet, der auf dem Rücken des Vogels befestigt wird. Durch diese Technik behält das Team die Vögel im Auge. Dr. Fritz: „Gleichzeitig sind sie damit geschützt, denn die Daten helfen, Wilderer aufzuspüren.“ Die Waldrappen gehören zu den meist bedrohten Vogelarten der Welt. Doch jetzt kehren sie zurück! Sie können die Waldrappe mit Hilfe der App „Animal Tracker“ (kostenlos über Android und Apple Store) begleiten. Und Sie können das Projekt unterstützen, etwa durch eine Vogelpatenschaft. +
Projekt Waldrapp – Kontakt:
Tel.: +43 (676) 55 03 244
info@waldrapp.eu
www.waldrapp.eu
www.facebook.com/waldrappteam
kostenlose App „Animal Tracker“
(Android- und Apple-Store)