Fast jeder Österreicher kennt ihn: den großen Mann der Tiere – Helmut Pechlaner. Als Zoodirektor hat er Geschichte geschrieben. TIERplus hat ihn besucht, um herauszufinden, ob es wirklich ruhig um ihn geworden ist.
Sehr geehrter Herr Dr. Pechlaner, jahrzehntelang waren Sie als Direktor vom Tiergarten Schönbrunn und zuvor vom Alpenzoo Innsbruck wahrscheinlich für Tausende von Tieren verantwortlich. Seit 2007 sind Sie nun in Pension – vermissen Sie nicht den Umgang mit den Tieren?
Tatsächlich begleiten mich Tiere mein gesamtes Leben. Als Kind gab es im Elternhaus Hühner und Kaninchen, als Schüler züchtete ich Wellensittiche und Kanarienvögel, in den Ferien arbeitete ich bei Konrad Lorenz als Vogelpfleger, beim Bundesheer war ich für die Brieftauben-Staffel mitverantwortlich und sogar in der Studentenbude gab es Syrische Stachelmäuse. So ist es selbstverständlich, dass nach den „tierischen“ Zoojahren Tiere unser Haus bewohnen. Zwei Wolfspitze bewachen die Liegenschaft und begleiten uns bei Wanderungen. Ein Hahn mit Hühnerschar sorgt täglich für frische Eier, Enten sind im Einsatz zur Schneckenbekämpfung. Wiener Hochflugtauben erfreuen das Gemüt, ein Aquarium im Wohnzimmer bietet bestes TV-Programm ohne Werbung, Politik und Ton! Zwei Landschildkröten folgen meiner Frau aufs Wort und werden auch von den Enkelkindern mit Kräutern verwöhnt.
Das Thema Hundeführerschein ist ja momentan hochaktuell. Nun benötigen Sie für Ihre Wolfspitze keinen Hundeführerschein. Wie ist aber Ihre persönliche Meinung dazu?
Ich bin jedenfalls dafür, dass alle Menschen, welche die Verantwortung für ein Tier übernehmen, über Ansprüche und Bedürfnisse der Pfleglinge Bescheid wissen und diese auch erfüllen! Alles andere widerspricht unserem Tierschutzgesetz. So wie Mopeds oder Autos auffrisiert werden können, könnten verantwortungslose Personen auch Hunde falsch trainieren oder verwahrlosen lassen, dann werden auch diese zu einer Gefahr. Der Hundeführerschein ist nicht perfekt, aber ein notwendiger Schritt in die richtige Richtung.
Sprechen wir über Ihre Liebe zu den Tauben. Sie selbst halten Hochflugtauben. Worin besteht die Faszination für Sie?
Mich begeistern Hochflugtauben, weil sich diese eleganten, schlanken Vögel im Schwarm geschlossen über meinem Haus in die Lüfte schrauben, so hoch, dass oft nur noch ein Flimmern der weißen „Schmetterlinge“ zu sehen ist. Sie drehen nicht ab und setzen sich auch nicht auf ein anderes Haus! (Das führt bei anderen Taubenrassen oft zu Streitereien mit dem Nachbarn.)
Wie kamen Sie eigentlich auf die Taube?
Mein Cousin in Innsbruck züchtete Tauben und so bin ich schon seit meinem 14. Lebensjahr Mitglied im Tiroler Geflügelzuchtverein.
Was sollten wir Menschen dringend von den Tieren lernen?
Wir Menschen haben in der Evolution nicht nur die bewährten Organsysteme und deren Funktionen mitgenommen, sondern auch, genetisch angelegt, das Sozialverhalten. Durch unsere Vermassung und gestörte Sozialstruktur in den Ballungszentren verkümmern unsere notwendigen Sozialkontakte als Kleingruppen-Wesen. Beobachten wir daher andere sozial lebende Tiere, Pferde auf der Koppel, Affen oder Wölfe im Zoo, wir können nur profitieren.
Prof. VR Dr. Helmut Pechlaner
ist promovierter Tierarzt und war Direktor des Alpenzoos Innsbruck und dann bis zu seiner Pension 2007 Direktor des Tiergartens Schönbrunn. Auch heute noch ist er in unzähligen Funktionen tätig, u.a. als Vorstandsmitglied des Nationalparks Neusiedlersee und Vorsitzender des Universitätsrats der Veterinärmedizinischen Universität Wien. +