Dr. Dagmar Schratter ist eine zierliche aber starke Frau. Die Arbeit von Helmut Pechlaner übernahm sie 2007, mittlerweile ist es schon ihre zweite Amtsperiode, die sie als Direktorin des Tiergartens Schönbrunn bestreitet. Für Dagmar Schratter sind es nicht nur die exotischen Tiere, wie die Pandas oder die Elefanten, die zu schützen sind. „Mit dem Tiroler Bauernhof konnten wir zeigen, dass zum Beispiel auch ein Tiroler Graurind gefährdet ist. Viele Rassen aus dem Nutztierumfeld sind mit der Industrialisierung verschwunden. Doch wir haben als Tiergarten auch die Aufgabe, dieses Kulturgut und diese Genreserve zu schützen.“
Der Tiergarten steht für: Artenschutz, Naturschutz und Tierschutz
„Viel Tierleid passiert in der Heimtierhaltung“, sagt Dr. Dagmar Schratter. „Oft wissen Menschen um die Haltung nicht Bescheid und kennen die Grundbedürfnisse ihrer Haustiere nicht. Heimtiere sind Familienmitglieder, besonders der Hund wird oft auch zum Partnerersatz.“ Deshalb legt Dr. Schratter so viel Gewicht auf den Heimtierpark. Im Heimtierpark leben Kaninchen, Meerschweinchen, Schildkröten und Wellensittiche. Im Heimtierpark erfährt man, was das kleine Tierleben glücklich macht. Meerschweinchen wollen nicht kuscheln! „Ein Meerschweinchen mag es nicht, angefasst zu werden, es hat eine größere Distanz zu seinen Partnern. Auch die räumliche Nähe eines Kaninchens setzt es unter Stress. Es hat ein ganz anderes Sozialverhalten als ein Kaninchen. Aus diesem Grund dürfen Meerschweinchen und Kaninchen auch nicht zusammen gehalten werden, denn sonst geraten die Tiere unter Dauerstress“, verrät uns Dr. Schratter.
Immer wieder betont Dagmar Schratter im Gespräch: „Menschen können Artgenossen nicht ersetzen. Schauen Sie zu den Wellensittichen. Früher wurden Wellensittiche oft einzeln gehalten mit dem Argument: Ich will, dass der Wellensittich sich mit mir unterhält. Das funktioniert aber auch, wenn es drei oder vier Wellensittiche sind. Es ist nur eine Frage der Beschäftigung, eine Frage der Vertrautheit. Futterzahmheit kann man auch erreichen, wenn man die Tiere von Hand durch den Käfig füttert. Der Unterschied ist nur, dass ich dann nicht mehr sein Partner bin. Dasselbe gilt auch für Meerschweinchen, Mäuse oder Kaninchen.“
Dr. Schratter ist eine sehr umtriebige Person. Weil ihr Tierschutz so am Herzen liegt, ist sie auch Präsidentin des Vereins „Tierschutz macht Schule“. „Mir geht es in erster Linie um Wissensvermittlung! Denn Tierliebe allein ist zu wenig. Der Verein arbeitet bereits mit über 800 Schulen zusammen. Wir haben ein ganzes Paket, für jede Altersklasse etwas. Wir veröffentlichen Broschüren, die in den Unterricht eingebunden werden, oder bilden Lehrer zum Tierschutzlehrer aus.“
Was sich Dr. Dagmar Schratter wünschen würde, wollten wir noch wissen. „Ich wünsche mir, dass wir über unseren Verein noch viele Schulen erreichen, denn ich glaube, dass wir nicht früh genug anfangen können, Menschen für Tierschutz zu sensibilisieren. Kinder gehen dann nach Hause und erzählen ihren Eltern, dass ihr Meerschweinchen Urmel auch von ganz allein zu ihnen kommt, um aus ihrer Hand zu fressen.“ +