Gerne berichten wir auch über interessante klinische Fälle aus unserem tierärztlichen Alltag bei TIERplus.
Frühling 2012: Zwei Hunde im Alter von 1 und 4 Jahren sind am gleichen Tag mit Inappetenz und Verhaltensänderung (zu ruhig und bewegungsunfreudig) bei TIERplus vorstellig geworden. Beide Hunde stammen von unterschiedlichen Besitzern, die zufällig aber aus der gleichen Wohngegend stammen.
Die klinische Untersuchung der Patienten ergab hohes Fieber und blassrosa Schleimhäute! Beiden Besitzern fiel der besonders dunkle Harn auf.
Im TIERplus eigenen Labor konnten bei beiden Hunden idente Blutwerte festgestellt, wie eine Blutarmut (Anämie), Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) und weißen Blutzelle (Leukopenie). Die Harnanalyse ergab eine hochgradige Hämoglobinurie (= Blutfarbstoff im Harn), das auf eine Zerstörung der roten Blutkörperchen schließen lässt.
Auf den ersten Blick lag der Verdacht einer Vergiftung nahe, weil eben beide Tiere aus derselben Umgebung (sogar Straße) stammten und die Krankheitssymptome am selben Tag auftraten. Auch führen bestimmte Gifte, wie z.B. Rattengift, zu Blutgerinnungsstörungen, die zu inneren Blutungen etc. führen können. Da aber auch bestimmte Blutparasiten solche Veränderungen hervorrufen, wurde sicherheitshalber noch ein Blutausstrich angefertigt, und ein Titernachweis in einem Speziallabor angefordert.
Tatsächlich konnte als Ursache bei beiden Hunden eine BABESIOSE nachgewiesen werden!
Dieser Fall zeigt wie wichtig es ist im Krankheitsfalle eine umfangreiche Diagnostik durchzuführen. Nur so ist gewährleistet, dass auch seltene Erkrankungen nicht übersehen werden, und nicht unnötige Zeit bis zur richtigen Therapie verloren geht!
Die Babesiose des Hundes (Syn. „Hundemalaria“, Piroplasmose) ist eine durch Einzeller der Gattung Babesia hervorgerufene Infektionskrankheit bei Hunden, die eine Zerstörung der roten Blutkörperchen und damit eine mehr oder weniger ausgeprägte Blutarmut (Anämie) hervorruft. Die Erkrankung verläuft in Mitteleuropa meistens akut mit hohem Fieber und kann ohne Behandlung binnen weniger Tage tödlich enden.
Die Übertragung erfolgt durch Zecken. Während die Babesiose bis in die 1970er Jahre vor allem als „Reisekrankheit“ galt, kommt sie durch die Ausdehnung des Verbreitungsgebiets der Auwaldzecke mittlerweile natürlich in weiten Teilen Europas und Österreich vor.