Kaninchen artgerecht halten: alles Wissenswerte
Kaninchen werden oft als pflegeleichte Haustiere mit wenigen Ansprüchen an ihre Haltung bezeichnet. Die Wahrheit: Kaninchen sind sehr sensible Tiere. Damit die süßen Fellnasen artgerecht leben und gesund bleiben können, muss ihre Haltung einige Ansprüche erfüllen:
- Kaninchen sollten mindestens zu zweit gehalten werden.
- Sie benötigen ein ausreichend großes, korrekt ausgestattetes Gehege mit ausreichend Auslauf.
- Kaninchen sind bewegungsfreudige Tiere – sie sollten die Möglichkeit haben, herumzulaufen, Haken zuschlagen und zu springen.
- Die meisten handelsüblichen Käfige sind viel zu klein – eine reine Käfighaltung gilt nicht als artgerecht.
- Kaninchen benötigen gesunde und abwechslungsreiche Nahrung.
- Sie benötigen jederzeit Zugang zu frischem Wasser.
- Beschäftigungsmöglichkeiten und Abwechslung sind ein Muss.
- Kaninchen sollten vor Zugluft und direkter Sonne geschützt sein.
- Die Ställe bzw. Gehege und Käfige müssen regelmäßig gesäubert werden.
- Bei plötzlichem Gewichtsverlust oder Futterverweigerung sollten die Tiere schnellstmöglich zum Tierarzt.
Kaninchen brauchen Artgenossen
Kaninchen sind soziale Tiere, die in der freien Natur in Gruppen zusammenleben. Auch als Haustier benötigen Kaninchen Gesellschaft von mindestens einem Artgenossen, um artgerecht leben zu können.
Ein Meerschweinchen ist kein Ersatz für ein zweites Kaninchen. Zwar kommen diese Tierarten oft miteinander klar, sie sprechen aber nicht dieselbe Sprache. Deshalb brauchen sie unbedingt zumindest einen Artgenossen.
Möglich ist die Haltung von zwei oder mehr gleichgeschlechtlichen Kaninchen. Männliche Tiere sollten kastriert werden, damit es nicht zu Revierstreitigkeiten oder (bei gemischten Gruppen) zu unerwünschtem Nachwuchs kommt. Ein weibliches und ein kastriertes männliches Kaninchen gelten ebenfalls als eine gute Kombination.

Art und Größe des Geheges
Die meisten handelsüblichen Käfige und Ställe für Kaninchen sind für die artgerechte Haltung von Kaninchen leider viel zu klein. Kaninchen sind aktive Tiere mit hohem Bewegungsdrang, die gerne laufen, springen, spielen und Haken schlagen. Viel besser ist die Haltung in einem mehrere Quadratmeter großen Gehege, in dem die Tiere ausreichend Platz haben. Bei zwei Kaninchen sollte das Gehege mindestens 6 m² umfassen. Für jedes weitere Tier sollte sich diese Fläche um mindestens 20 % vergrößern.
Außenhaltung
Haben Sie einen Garten, ist eine Außenhaltung empfehlenswert. Sie können dafür draußen ein großes Gehege (idealerweise 10 m² oder mehr) für die Tiere errichten.
- Achten Sie unbedingt darauf, dass es von allen Seiten (auch von unten!) vor möglichen Feinden gesichert bzw. ausbruchsicher ist.
- Bieten Sie den Tieren ausreichend Möglichkeiten (z. B. Häuschen, Kisten), sich zu verstecken.
- Für warme Tage ist ein Wiesenlauf im Garten ideal; nachts sind warme, geschützte Schlafplätze in einem Schlaflager ein Muss.
- Ermöglichen Sie den Kaninchen regelmäßig – möglichst täglich – weiteren Freilauf im Garten außerhalb des Stalls.
- Im Winter sollte das Schlaflager sorgfältig vor Wind, Kälte, Feuchtigkeit und Zugluft geschützt sein.
- Sehr junge, kranke oder schwache Tiere sollten nicht draußen im Garten überwintern, sondern über den Winter ins Haus bzw. die Wohnung geholt werden.
Bei Außenhaltung ist eine Impfung gegen RHD und Myxomatose zu empfehlen. Denken Sie auch an Wurmkuren.

Wohnungshaltung
- Richten Sie ein großes Gehege oder ein spezielles Zimmer für die Kaninchen ein
- Auch ein geschützter Balkon eignet sich für die Kaninchenhaltung
- Manche Kaninchen können an die Toilette gewöhnt werden und sich dann in der gesamten Wohnung bewegen
- Ermöglichen Sie den Tieren regelmäßigen Auslauf
- Achten Sie darauf, die Bereiche vorher zu sichern (z. B. Kabel zu entfernen, Steckdosen abzudecken, giftige Pflanzen außer Reichweite zu stellen)
Lässt sich eine Käfighaltung nicht komplett meiden, gilt, dass die absolute Mindestgröße eines Käfigs für ein Zwergkaninchen 150 cm x 60 cm bei 50 cm Höhe betragen sollte. Für jedes weitere Tier muss der Käfig um mindestens 50 % erweitert werden. Dieser Käfig sollte aber nicht der ständige Lebensort der Tiere sein und sie sollten täglich mehrere Stunden Auslauf haben.
Grundausstattung des Geheges bzw. Stalls
Außerdem benötigen Sie für das Gehege, den Stall bzw. den Käfig:
- Einstreu aus Sägespänen oder Stroh
- Mehrere schwere Futternäpfe aus Keramik, die nicht leicht umkippen
- Pro Tier mindestens 1x Häuschen/Versteck
- Nippeltränken
- Heuraufen
- Buddelkiste
- Spielsachen (z. B. Tunnel, kleine Rampen)
- Für den Schlafplatz bzw. den Käfig: weicher Einstreu (idealerweise Stroh)
- Evtl. Toilettenecke mit Pellets und Sägespänen
Achten Sie bei der Einrichtung auf Naturmaterialien. Plastik ist ein absolutes No-Go. Kaninchen sind neugierige Tiere, die gerne alles anknabbern. Verschluckte Plastikteile können sie das Leben kosten.

Richtige Ernährung
Kaninchen sind herbivore Tiere – sie ernähren sich hauptsächlich von Gräsern und Kräutern. Das meiste Futter aus dem Tierfachhandel enthält leider Getreide und kann bei Kaninchen verschiedene gesundheitliche Probleme auslösen. Artgerechter ist eine Fütterung mit Heu, Gras, frischen Salaten, Gemüse und Obst. Heu sollte ihnen immer zur Verfügung stehen. Rohkost sollte täglich gefüttert werden. Achten Sie darauf, die Reste aus dem Gehege zu entfernen, da es ansonsten verderben kann. Außerdem sollten Sie Ihren Kaninchen Zweige oder andere passende Nagemöglichkeiten zur Verfügung stellen.
Viele Leckerlies aus dem Fachhandel, wie z. B. Joghurtdrops, sind für Kaninchen ungesund – ein Stück Apfel oder anderes Obst eignet sich viel besser.
Richtiger Umgang
In der freien Natur haben Kaninchen viele Feinde, nach denen sie immer instinktiv Ausschau halten. Sie sind Fluchttiere, weshalb sie schreckhaft und scheu sein können – immer bereit, vor der Gefahr zu fliehen. In einem kleinen Käfig oder Gehege haben sie jedoch nicht die Möglichkeit, vor der Gefahr zu entkommen, was ihnen großen Stress bereiten kann. Um diesen Stress nicht zu verstärken, achten Sie auf folgende Verhaltensregeln:
- Nähern Sie sich einem Kaninchen nie von oben (das erinnert sie an Greifvögel).
- Umarmen und drücken Sie Kaninchen nicht.
- Bewegen Sie sich langsam und verhalten Sie sich ruhig, “schnappen” Sie nicht nach dem Tier.
- Respektieren Sie, dass Kaninchen keine Kuscheltiere sind und ihren Abstand brauchen.
- Erlauben Sie anderen Tieren (besonders Hunden und Katzen) nicht, sich vor dem Käfig aufzuhalten.
- Bringen Sie Kindern bei, sich ruhig zu verhalten und erlauben Sie ihnen nicht, die Tiere herumzutragen.
- Stören Sie die Tiere nicht während ihrer Ruhezeiten.
Weitere Tipps zur Haltung und Pflege von Kaninchen
- Kaninchen sind Gewohnheitstiere – transportieren Sie sie nicht zu oft von Ort zu Ort.
- Tauschen Sie regelmäßig das Einstreu aus und entfernen Sie Futterreste, damit ihr Lebensraum sauber und hygienisch bleibt
- Sorgen Sie für Abwechslung, indem Sie die Einrichtung und Spielsachen gelegentlich austauschen
- Manchmal vertragen sich Artgenossen nicht – den richtigen Partner für das Kaninchen zu finden, kann etwas dauern
- Wiegen Sie die Kaninchen regelmäßig – plötzlicher Gewichtsverlust kann auf eine Krankheit hinweisen
- Kontrollieren Sie regelmäßig Zähne und Krallen
- Suchen Sie bei Unsicherheit einen Tierarzt auf
Wann zum Tierarzt
Kaninchen sind sensibel und krankheitsanfällig. Wie viele Tiere zeigen sie nicht, dass es ihnen nicht gut geht. Deshalb sollten Sie auf die kleinsten Verhaltensänderungen achten und Ihre Fellnase lieber zu früh einem Tierarzt vorstellen als zu spät. Besonders bei Gewichtsverlust, Lethargie oder wenn das Kaninchen Futter verweigert, sollte es möglichst schnell zu einem Tierarzt gebracht werden.
Ob individuelle Beratung oder akute Hilfe – unsere Tierärzte von TIERplus sind für Sie und Ihre Kaninchen da!