Neugeborene erhalten als ersten Schutz vor Infektionskrankheiten maternale Antikörper (vom Muttertier), welche im geringen Ausmaß bereits intrauterin (also noch während der Trächtigkeit über die Plazenta), zum Großteil aber über das Kolostrum übertragen werden. Der Abbau der Antikörper erfolgt gemäß einer Halbwertszeit, ist aber auch vom herrschenden Infektionsdruck abhängig. Daher tritt bei hohem Infektionsdruck früher Empfänglichkeit für Feldinfektionen auf als bei Welpen, welche keinem Infektionsdruck ausgesetzt sind. Die maternalen Antikörper neutralisieren nicht nur Erreger aus dem Feld ab, sondern auch Impfantigene. Impfungen, die zu einem Zeitpunkt verabreicht werden, zu dem noch ausreichende maternale Antikörpertiter vorhanden sind, bleiben daher wirkungslos. Zusätzlich problematisch dabei ist, dass verbleibende niedrige Antikörpermengen zwar nicht mehr vor Feldinfektion schützen, aber durchaus noch Impfantigene abneutralisieren können; das heißt, es gibt also eine Zeitspanne, in der schon Empfänglichkeit für Feldinfektion besteht, aber Impfbarkeit noch nicht gegeben ist. Diese Zeit nennt man immunologische Lücke oder kritische Periode.