Entzündungen des Gehörgangs können sehr hartnäckig werden, wenn sie nicht rechtzeitig diagnostiziert und behandelt werden.
Ohrenentzündungen kommen bei Hunden sehr häufig vor. Die Erkrankung hat unterschiedliche Ursachen und auch entsprechend vielfältige Verlaufsformen. Doch selbst eine einfache, auf den ersten Blick komplikationslos erscheinende Ohrenentzündung ist keine Bagatellerkrankung und muss tierärztlich untersucht und behandelt werden. Wird die Entzündung verschleppt, kann sie sich bis ins Innenohr ausbreiten und neben starken Schmerzen auch Hörverlust zur Folge haben.
DEN ZAHLREICHEN URSACHEN AUF DER SPUR
Die meisten Hundehalter kennen die Ohrmilbe als häufige Auslöser einer Otitis. Aber auch Fremdkörper (häufig: Getreidegrannen) und übermäßige Produktion von Ohrenschmalz, wie z. B. beim Cocker Spaniel oft zu beobachten, können eine Ohrenentzündung verursachen. Sehr häufig sind Allergien mitbeteiligt, einschließlich Futterallergien.
Typisches Anzeichen im frühen Stadium ist eine Rötung der Ohrinnenseite und des Ohreingangs. Zu den hormonellen Ursachen zählen z. B. Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und Imbalancen der Geschlechtshormone. Dazu ommen Faktoren, die das Entstehen einer Ohrenentzündung zusätzlich begünstigen: ein enger, schlecht belüfteter Gehörgang, schwere Hängeohren (Basset, Cocker Spaniel), starkes Haarwachstum im Gehörgang (Pudel) sowie häufiges Schwimmen und die damit verbundene Feuchtigkeit im Ohr (Labrador, Golden Retriever). Aber auch nicht fachgerecht durchgeführte Ohrpflege kann zu Irritationen führen.
WIE ERKENNT MAN EINE OHRENTZÜNDUNG?
Eine frühzeitige Diagnose erspart dem Hund Schmerzen, verhindert einen chronischen Verlauf und ermöglicht in den allermeisten Fällen eine schnelle Heilung. Mögliche Anzeichen einer Otitis externa: Rötung der Ohrmuschel oder des Gehörgangs, Kratzen an Ohr und Kopf, häufiges Neigen und Schütteln des Kopfes, Reiben des Kopfes an Gegenständen, veränderte Haltung der Ohrmuschel, Berührungsempfindlichkeit, Verhaltensveränderungen wie Lustlosigkeit oder Reizbarkeit, Anschwellen der Ohrmuschel, unangenehmer Geruch (z. B. säuerlich durch Hefepilze), Ansammlung von Ohrenschmalz, Ausfluss, Blutungen bis hin zu Gleichgewichts- oder Hörstörungen sowie Desorientiertheit.
THERAPIE MIT SPEZIELLEN MEDIKAMENTEN
Das Wichtigste bei der Behandlung einer Ohrentzündung ist die Linderung von Schmerzen und Entzündungen. Die Abnahme der Entzündung ist nicht nur eine Erleichterung für den Hund, sondern auch wichtig, damit die verschriebenen lokalen Medikamente wirken können. Eine Otitis-Behandlung ist meist eine Kombination aus Wirkstoffen gegen Bakterien und spezielle Pilze sowie entzündungshemmenden Medikamenten. In schweren Fällen können Untersuchung und Behandlung so schmerzhaft sein, dass der Tierarzt sie nur unter Narkose durchführen kann.
DIE HÄUFIGSTEN AUSLÖSER EINER OHRENTZÜNDUNG (OTITIS EXTERNA):
- Allergien, zum Beispiel Futtermittelunverträglichkeiten oder die sogenannte atopische Dermatitis, bei der der Hund u. a. auf Pollen oder Hausstaub reagiert
- Parasiten wie etwa Ohrmilben oder Zecken
- Arzneimittelunverträglichkeiten
- Fremdkörper wie u. a. Getreidegrannen, Schmutz, Reste von Pflegeprodukten und Ohr-Medikamenten
- Grunderkrankungen der Schilddrüse
- Infektionen wie Leishmaniose
- Autoimmunerkrankungen
- Infektionen, wie Herpesviren, Malassezien (Pilz) etc.
- (seltene) Tumoren
- Bisswunden
Bei chronisch entzündeten Ohren kann der äußere Gehörgang vollkommen zuwuchern. Die Entzündung schreitet dann nach innen weiter, in Richtung Trommelfell und Mittelohr. Während bei leichten Ohrenentzündungen meist nur ein Kopfschütteln oder Kratzen zu beobachten ist, treten bei Mittelohrentzündungen erhebliche Symptome auf: Kopfschiefhaltung, Schmerzen beim Kauen bis hin zu Gleichgewichtsstörungen sind möglich. Patienten mit chronischen, therapieresistenten Entzündungen des Gehörganges bleibt eine Operation meist nicht erspart. Ist die Entzündung bereits ins Mittelohr vorgedrungen, muss eine Gehörgangsresektion mit Eröffnen des Mittelohres (Ablatio otis, Bulla-Trepanation) durchgeführt werden. Das Hörvermögen sollte nach der Operation erhalten bleiben. Patienten, die aufgrund der massiven Ohrenentzündung bereits schwerhörig waren, können nach der Operation meist wieder besser hören.
Mein TIERplus Tierarzt weiß:
„Eine chronische Ohrentzündung kann schwerwiegende Spätfolgen mit sich bringen. In fortgeschrittenen Fällen hilft oft nur noch eine invasive Operation. Danach geht es den Hunden oft schlagartig besser, weil die starken Schmerzen verschwunden sind.“