Eine Krebsdiagnose ist noch immer ein Schock. Doch in vielen Fällen bedeutet es keine „Endstation“ mehr, denn in den letzten Jahren haben sich Diagnostik und Heilungschancen auch in der Tiermedizin rasant weiterentwickelt.
Ob Mensch oder Tier – ist die Diagnose „Krebs“ erst einmal gestellt, hat sich das Leben verändert. Krebs ist eng verbunden mit Leiden und Schmerz. Der altersmäßige Höhepunkt liegt bei Hunden und Katzen zwischen acht und zehn Jahren. Doch auch die Forschung hat sich entwickelt. Die Heilungschancen und die Möglichkeiten, mit dieser Erkrankung eine lange Zeit gut leben zu können, sind auch bei unseren tierischen Lieblingen deutlich gestiegen.
Auslöser und Entstehung
Die Ursache für die Entstehung von Krebs ist die Mutation von körpereigenen Zellen im Genmaterial.
Dabei kommt es z. B. zu
+ unbegrenzter und unkontrollierter Zellteilung,
+ einer Versorgung der Krebszellen mit eigenen Blutgefäßen,
+ der Umgehung des programmierten Zelltods und des Immunsystems,
+ einer Abwanderung von Zellen in andere Organe (Metastasenbildung).
Diese Zellen können später einen Tumor formen. Man nimmt an, dass mindestens fünf bis sechs genetische Veränderungen für eine Tumorzelle notwendig sind, um alle Charakteristika eines bösartigen Tumors erwerben zu können. Durch Risikofaktoren wie z. B. bestimmte Viren (Papillomviren, Retroviren, FeLV), Strahlung, Kontakt mit Herbiziden / Pestiziden, Immunsuppression (z. B. durch FIV), chronische Entzündung oder Fremdkörper erhöht sich das Risiko einer Tumorerkrankung.
Vorbelastungen früh erkennen
Es ist bekannt, dass bestimmte Tumore bei einigen Rassen vermehrt vorkommen. So neigt z. B. ein Berner Sennenhund, Flat Coated Retriever und Rottweiler mehr als andere Rassen zu histiozytären Sarkomen. Dies ist eine Krebserkrankung von bestimmten Zellen (dendritische Zellen), welche als Umfangsvermehrung in der Unterhaut auftreten oder mehrere Organe betreffen kann. Siamkatzen sind unter anderem überrepräsentiert bei Tumoren der Gesäugeleiste, mediastinalen Lymphomen, Karzinomen des Darms und Mastzelltumoren.
Gewebeprobe ist erster und wichtigster Diagnoseschritt
Es ist wichtig, genau zu wissen, womit man es zu tun hat. Den einen „Krebs“ gibt es nicht, hinter dieser Diagnose verbergen sich viele verschiedene Tumorerkrankungen. Diese verhalten sich in puncto Bösartigkeit, Verlauf und Prognose sehr unterschiedlich. Hierbei ist die Entnahme einer Gewebeprobe der wichtigste Schritt. Ihr TIERplus Tierarzt entnimmt mit einer dünnen Nadel Proben, sogenannte Biopsien, am wachen Tier. Das stellt keine große Belastung für den Patienten dar und ist in vielen Fällen schon ausreichend, um zu wissen, womit man es zu tun hat. Manchmal ist zusätzlich eine leichte Narkose zur Entnahme einer größeren Gewebeprobe notwendig.
Diagnose: Tumor
Eine genaue Diagnose zeigt die weiteren Behandlungsmöglichkeiten auf. Bei gutartigen Tumoren führt oft die bloße Entfernung zur vollständigen Heilung. Bösartige Tumore erfordern die Suche nach Tochtergeschwülsten beziehungsweise umfangreichere Therapien.
Operation Ja oder Nein?
Hauptausschlaggebend sind die Art des Tumors, der Ort, der Grad der Metastasenbildung, der allgemeine Gesundheitszustand und das Alter des Patienten. Diese Faktoren bestimmen die Therapie.
Die chirurgische Entfernung des Tumors ist oft der erste Schritt auf dem Weg zu einem Heilungsprozess. Der Umfang des Eingriffs richtet sich nach Größe und Invasivität des Tumors. Für den Therapieerfolg ist entscheidend, dass die gesamte Tumormasse entfernt wird. Erst die Gewebeuntersuchung durch einen Pathologen gibt darüber Auskunft, ob die Behandlung erfolgreich war.
Chemotherapie im Ernstfall
Vor allem bei Metastasenbildung oder bei Tumorerkrankungen, die den ganzen Körper betreffen, ist eine medikamentöse Therapie (Chemotherapie) das Mittel der Wahl. Diese Medikamente unterbinden das Wachstum der Krebszellen beziehungsweise töten diese ab. In der Humanmedizin sind viele Nebenwirkungen bekannt. In der Veterinärmedizin ist der Verlauf durchwegs milder, da die Medikamente in geringerer Dosis eingesetzt werden. Die Hunde und Katzen sollen auch während dieser Zeit ihr gewohntes Leben weiterführen können. Eine engmaschige tierärztliche Kontrolle ist dafür auf jeden Fall notwendig.
Strahlen- und neue medikamentöse Therapie
Bestimmte Tumore sprechen sehr gut auf Strahlentherapie an. Hier wird der Tumor mit ionisierenden Strahlen bekämpft. Die getroffenen Tumorzellen sterben ab. Medikamente mit neuen, bereits in der Humanmedizin erfolgreich angewendeten Wirkmechanismen haben auch in der Veterinärmedizin Einzug gehalten (Tyrosinkinaseinhibitoren). Bestimmte Mechanismen der Tumorzelle werden blockiert. Dies schränkt ihr Wachstum ein oder führt zum Rückgang der Tumormasse. Zusätzlich sind in letzter Zeit Impfstoffe gegen bestimmte Tumore entwickelt worden, die das körpereigene Immunsystem auffordern, diese zu bekämpfen. All diese Therapien werden meist in Kombination eingesetzt. Während der Therapie wird das Ansprechen des Tumors regelmäßig beurteilt, und die Therapie kann dementsprechend angepasst werden.
Mein TIERplus Tierarzt rät:
„Schon der geringste Verdacht, dass etwas mit Ihrem Tier nicht stimmt, sollte Sie zu einer Abklärung zu uns führen. Sicher ist, dass die Heilungschancen dadurch stark steigen können. Zu warten ist niemals die richtige Entscheidung und kann für den Patienten mitunter fatale Folgen haben. Vor allem jede tastbare Umfangsvermehrung, jeder unerklärliche massive Gewichtsverlust gehören abgeklärt.“
Ihr TIERplus Tierarzt hat für betroffene Patienten abschließend noch eine beruhigende Nachricht: „Die Heilungschancen hängen stark von der Tumorart ab, aber auch davon, wie weit die Erkrankung schon fortgeschritten ist. Oft leben diese Tiere mit ihrem nicht heilbaren Tumor wie mit einer chronischen Erkrankung – wir sorgen dafür!“ +